Jede Glassorte absorbiert, leitet und reflektiert Laserenergie auf unterschiedliche Weise. Daher gibt es keinen „einzig richtigen“ Einstellwert — man muss das optische/thermische Verhalten des Materials verstehen und das Parameterfenster entsprechend festlegen. Für Anwendungsbeispiele und Kontext können Sie unsere Seite Glassektor ansehen und passende Hardware-Optionen unter Laserschneidsysteme sowie Laser-Schneid- & Markiermaschinen vergleichen.
Grundlagen des Materialverhaltens
Absorption, Reflexion und Wärmeleitung
Die Laser–Glas-Interaktion ist ein Gleichgewicht aus drei Faktoren: Absorption (Energie wird aufgenommen), Reflexion (insbesondere bei beschichteten/Spiegeloberflächen) und Wärmeleitung (Ausbreitung der Energie). Hohe Reflexion → Risiko von Hotspots an der Oberfläche; übermäßige Absorption → Neigung zu lokalen Spannungen und Mikrorissen.
- Bei stark absorbierendem Glas: mehrere leichte Durchgänge, Ansatz mit Geschwindigkeit ↑ Leistung ↓ ist sicher.
- Bei reflektierenden Oberflächen: leichte positive Defokussierung, Scan-Abstand ↑, Absaugung/Luftstrom optimieren.
Einfluss von Dicke und inneren Spannungen
Mit zunehmender Dicke verlangsamt sich die Wärmeabfuhr; das Risiko von Kanten-Absplitterungen und Mikrorissen steigt. Bei vorgespanntem (temperiertem) Glas ist das Schneiden nach dem Tempern aufgrund der Eigenspannungen besonders riskant (in der Regel nicht empfohlen).
- Dickes Glas (≥10–12 mm): Geschwindigkeit ↑, Leistung ↓, Defokus und mehrere Durchgänge; Mindestwerte für Loch-Rand-Abstand und Innenradius einhalten.
- Dünn–mittlere Dicke: schmale Schnittfuge, schneller Zyklus; Scan-Abstand und Luftstrom so wählen, dass Wärmestau begrenzt wird.
Typbasierte Tipps und Parameterfenster
Float-/Soda-Kalk-Glas
Die gängigste Glasklasse. Liefert bei dünnen bis mittleren Dicken ausgewogene Ergebnisse beim Laserschneiden und dekorativen Gravieren. Zur Verbesserung der Kantenqualität mehrere leichte Durchgänge und einen passenden Innenradius wählen.
- Startansatz: Geschwindigkeit ↑, Leistung ↓, mittlerer Scan-Abstand; Richtung von Absaugung/Luft vom Strahlengang fernhalten.
- Anwendungen: Vitrinen/Dekorteile, Logopaneele, feine Markierungen.
Borosilikatglas
Hohe Beständigkeit gegen thermischen Schock; kann jedoch bei bestimmten Wellenlängen geringe Absorption zeigen. Liefert stabile Ergebnisse für feine Details und Gravuren; das Parameterfenster kann eng sein.
- Start: geringe–mittlere Leistung, höhere Geschwindigkeit, leicht positiver Defokus; Wirkung über mehrere Durchgänge staffeln.
- Anwendungen: Laborglas, hitzebeständige dekorative Elemente.
Verbundglas (PVB/EVA/SGP)
Die Zwischenschicht hält Wärme zurück und kann lokale Erweichung und Abdrücke verursachen. Maskierung und gerichtete Absaugung sind wichtig.
- Start: Geschwindigkeit ↑, Leistung ↓, Scan-Abstand mittel–groß; an den Rändern Spielraum für Gas/Partikelabfuhr lassen.
- Anwendungen: architektonische Sicherheitsplatten, mehrteilige Vitrinenlösungen.
Spiegelglas
Die metallische Beschichtung erzeugt hohe Reflexion; Risiko von Hotspots an der Oberfläche und Beschädigung der Beschichtung. Maskierfolie und leichte Defokussierung sind empfehlenswert.
- Start: Leistung ↓, Geschwindigkeit ↑, Defokus +; Scan-Abstand ↑; Absaugung/Luftstrom erhöhen.
- Anwendungen: dekoratives Formen, oberflächliches Markieren (Muster erforderlich).
Low-E (Niedrigemissions-) beschichtetes Glas
Aufgrund dünner dielektrischer/metallischer Schichten ist die Parametertoleranz sehr gering. Mit Teststreifen arbeiten, um Abblättern/Verfärbungen der Beschichtung zu vermeiden.
- Start: mehrere leichte Durchgänge, Defokus +, Scan-Abstand mittel–groß; Maskierung und saubere Optik sind Pflicht.
- Anwendungen: energieeffiziente Architekturpaneele (Gravur/Markierung wird oft vor dem Tempern geplant).
Kurzer Vergleich
Typ | Tendenz Absorption/Reflexion | Sichere Ausgangsvorgehensweise | Hinweis |
---|---|---|---|
Float | Ausgewogen | Geschwindigkeit ↑, Leistung ↓, mittlerer Scan-Abstand | Mindestwerte für Innenradius und Loch-Rand beachten |
Borosilikat | Geringe Absorption (einige λ) | Mehrere leichte Durchgänge, leichter Defokus | Enges Fenster; Muster-Freigabe empfohlen |
Verbund | Zwischenschicht speichert Wärme | Geschwindigkeit ↑, Leistung ↓, Abstand mittel–groß | Abfuhr von Gas/Partikeln vorsehen |
Spiegel | Hohe Reflexion | Defokus +, Leistung ↓, Geschwindigkeit ↑ | Maskierung und Absaugung kritisch |
Low-E | Empfindliche Beschichtung | Mehrere leichte Durchgänge, Defokus + | Sehr geringe Parametertoleranz |
Checkliste vor dem Projekt und CTA
- Sind Glasart, Dicke und Angaben zu Beschichtung/Verbund im Datensatz vermerkt?
- Werden Loch-Rand-Abstände und Regeln zum Innenradius eingehalten?
- Sind Teststreifen geplant (3× Leistung × 2× Geschwindigkeit × 2× Abstand)?
Lassen Sie uns gemeinsam die passende Konfiguration für Ihr Projekt wählen: Sehen Sie die Seiten Laserschneidsysteme und Laser-Schneid- & Markiermaschinen durch und senden Sie anschließend Ihre Datei.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Bei welchem Glas erhalte ich mit dem Laser die sauberste Kante?
Wenn die Kantenästhetik im Vordergrund steht, werden häufig CNC-Diamantbearbeitung plus Politur/Fase bevorzugt. Mit den richtigen Parametern und mehreren Durchgängen sind auch saubere Laserkanten möglich; dies hängt von Art und Dicke ab.
Ist Gravieren oder Schneiden auf beschichtetem Glas sicherer?
Die Oberflächengravur ist im Allgemeinen vorhersehbarer; beim Schneiden steigen die Risiken von Beschädigungen an Beschichtung und Grenzflächen. In beiden Fällen sind Musterteile und ein enges Parameterfenster unerlässlich.
Warum werden bei Borosilikat mehrere leichte Durchgänge empfohlen?
Das schrittweise Einbringen der Energie reduziert lokale Spannungsspitzen und das Mikroriss-Risiko; dies ist besonders bei Wellenlängen mit geringer Absorption vorteilhaft.